Einstellen der Heizung

30% Heizenergie einsparen durch richtiges Einstellen der Heizung

Wie ist es möglich, so viel Energie ohne Komforteinbußen einzusparen? Häufig wird ein Ansatz zur Einsparung über Smart-Home Konzepte oder die Überwachung von Systemen verfolgt. Hier wird zusätzlicher Aufwand betrieben, der oft auch zielführend ist. Die Publikation des BMWK Einsparpotenziale aus der Optimierung von Heizungsanlagen in Wohngebäuden nennt verschiedene Studien mit unterschiedlichen Einsparungspotenzialen von bis zu 37% . Energieeinsparungen zu erzielen ist jedoch auch mit den vorhandenen Systemen ohne technischen Zusatzaufwand möglich. Messwerte sind in jedem Fall hilfreich und unterstützen bei der Beurteilung der Systeme.

Der durchschnittliche Heizungsnutzer kümmert sich nicht um die grundsätzliche Einstellung der Heizungsanlage, die Räume werden warm und wenn es zu warm wird, wird das Thermostatventil einfach niedriger eingestellt oder zugedreht. Das hilft, Energie zu sparen. Durch die Optimierung der Heizungsregelung ist jedoch noch mehr zu erreichen.

Unabhängig vom Energieträger besteht jedes Heizsystem neben der Heizung aus einem Leitungsnetz und Heizkörpern. Häufig wird im Heizungsraum mehr Wärme produziert, als benötigt wird: Wo bleibt diese Wärme, wenn sie nicht an den Heizkörpern abgenommen wird? Das Leitungsnetz transportiert sie durch das Haus und die Wärme gelangt dorthin, wo sie nicht benötigt wird, z. B. in Wände, Steigeschächte oder ungeheizte Räume. Diese Verluste können einfach minimiert werden. Die Heizungsregelung und das restliche System müssen möglichst genau an das Gebäude angepasst werden. Dazu gehören der hydraulische Abgleich, also die Heizkörper und das Leitungsnetz auf den Energiebedarf jedes Raumes anzupassen, sowie die richtige Einstellung der Heizung. Selbst bei optimalem Leitungsnetz und passend ausgelegten Heizkörpern zirkuliert zu viel erzeugte Wärme im System und landet da, wo sie nicht benötigt wird.

Eine einfache Maßnahme, die jeder durchführen kann, ist die Überprüfung der Einstellung der Heizung. Da die Heizungen in deutschen Häusern in der Regel zu hoch eingestellt sind, führt die Korrektur der Einstellungen zu wesentlichen Einsparungen. Gründe für die üblichen Einstellungen sind:

  1. Die passende Einstellung der Heizung bedarf Zeit und Information.
  2. Viele Heizungsinstallateure neigen dazu, die Heizung eher zu hoch als zu niedrig einzustellen, da kein Kunde gerne friert, und die zu kalte Heizung eher zu Reklamationen führt als die zu warme.
  3. Die Heizkosten, insbesondere für Gasheizungen, waren bisher in der Regel nicht kritisch.

Durch die Ukrainekrise mit in der Folge hohen Energiepreisen haben sich die Themen Energie-einsparung und damit auch die Kosteneinsparung verstärkt in den Vordergrund geschoben.

Im Zuge der Energiewende ist Einsparung von Energie ein großer Hebel, der Kosten und CO2 sowie andere Treibhausgase reduziert. Insofern ist die Energieeinsparung das Mittel der Wahl unabhängig vom eingesetzten Energieträger.

Durch Prüfung und Optimierung der Einstellungen können die genannten Einsparungen erzielt werden. Welche Informationen werden benötigt, um die Einstellungen und Optimierungen vorzunehmen?

  1. Wie viel Heizenergie benötigt das Haus / die Wohnung?
  2. Wie ist das Heizsystem ausgelegt?
  3. Wie wird die Heizung eingestellt?

Die Antwort auf die erste Frage kann aus einer Heizlastberechnung entnommen werden; diese wird auch für die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs nach Verfahren B benötigt, der für viele geförderte Maßnahmen vorgeschrieben ist.

Die Frage nach der Auslegung des Heizsystems betrifft das Rohrleitungsnetz und die Heizkörper. Das Heizungssystem besteht aus Heizung, Pumpen, Rohrleitungen und Heizflächen sowie weiteren Komponenten. Für die richtige Auslegung des Systems ist eine Berechnung erforderlich.

An dieser Stelle wird ein vorhandenes System betrachtet. Die Optimierung der Einstellung beginnt zunächst bei der eingestellten Vorlauftemperatur. Ziel ist es, die Vorlauftemperatur so weit wie möglich zu reduzieren.

Folgende Informationen sind für die Einschätzung der Vorlauftemperatur hilfreich:

  1. Bei Brennwertheizungen sollte die Vorlauftemperatur möglichst 55°C nicht überschreiten, da sonst die Kondensationsenergie aus dem Abgas nicht genutzt und der Wirkungsgrad der Heizung nicht erreicht werden kann.
  2. Fußbodenheizungssysteme sind auf max. 35 °C Vorlauftemperatur ausgelegt.

Zur Einstellung der Heizung werden die Bedienungsanleitung der Heizung und etwas technisches Verständnis benötigt. Vorsicht sollten Sie walten lassen, da manche Einstellungen das Heizsystem schädigen können. Im Zweifel sollte ein Fachbetrieb beauftragt werden. Die Temperaturen sollten so niedrig wie möglich eingestellt werden, nur so wird tatsächlich gespart.

Wie ist nun konkret vorzugehen?

Die Einstellungen benötigen Geduld. Am besten werden die ursprünglichen und geänderten Einstellungen protokolliert. Um die Auswirkungen der veränderten Einstellungen beurteilen zu können, wird mindestens ein Tag Zeit benötigt. Für die komplette Optimierung ist mindestens eine Heizperiode erforderlich.

Der erste Schritt ist zu prüfen, ob die eingebaute Heizung zum Haus passt. Moderne Gasbrennwert-heizungen können die benötigte Leistung in einem großen Bereich regeln. Um das zu prüfen, benötigen Sie eine Heizlastberechnung. Diese können sie anfertigen lassen: entweder durch einen Heizungsbauer, einen Energieberater oder einfach online, z. B. unter heizleistungsrechner.de oder waermepumpe.de . Je exakter das Gebäude berücksichtigt wird, desto treffgenauer ist das Ergebnis. Die Onlinevarianten bieten jedoch eine gute Einschätzung.

Mit Kenntnis der Heizlast können sowohl die passende Leistung der Heizung geprüft als auch die erforderlichen Einstellungen der Heizung vorgenommen werden. Hierfür kann es erforderlich sein, einen Heizungsbauer zu kontaktieren, weil Sie die Einstellungen aufgrund fehlender Anleitungen oder einer Berechtigung nur für Fachhandwerker nicht selbst verändern können. Je besser der Wert eingestellt ist, desto weniger Energie wird erzeugt und je seltener wird der Brenner gestartet. Dies führt als positiver Nebeneffekt ggfs. auch zu einer verlängerten Lebensdauer der Heizung.

Tatsächlich gibt es einige Heizungen, die überdimensioniert oder zu hoch eingestellt sind. Dies führt zu höheren Verlusten, da die erzeugte Wärme einfach in dem Heizungssystem zirkuliert, wenn die Thermostatventile aufgrund ausreichender Raumtemperatur geschlossen sind. Die Heizung verbrennt aber trotzdem Brennstoff!

Als Nächstes muss die Heizkurve eingestellt werden, und zwar so, dass bei jeder Außentemperatur die an der Heizungsregelung eingestellte Temperatur bei komplett geöffneten Thermostatventilen im energetisch schlechtesten Raum nicht überschritten wird. Das ist jedoch nur sicherzustellen, wenn das Heizungssystem richtig ausgelegt ist, das heißt alle Rohre und Heizkörper zu den Räumen passen und hydraulisch abgeglichen sind. Dies ist leider häufig nicht der Fall. Ob das so ist, ergibt sich im Laufe des Einstellungsprozesses.

Zum Prüfen der Einstellungen beginnen Sie zunächst damit, bei der vorhandenen Einstellung der Heizkurve alle Thermostatventile komplett zu öffnen. Im Idealfall erreichen Sie in allen Räumen den an der Heizung eingestellten Raumtemperaturwert. Wenn dies der Fall ist, ist die Heizung hydraulisch abgeglichen, richtig ausgelegt und eingestellt.

Der optimale Fall wird jedoch häufig nicht eintreten. Wenn die Raumtemperatur nicht erreicht wird, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Die Heizflächen in den betroffenen Räumen sind zu klein.
  2. Die Hydraulik stimmt nicht.
  3. Die Heizkurve ist falsch eingestellt.

Wenn in früheren Jahren bei gleichen Außentemperaturen die Räume ausreichend warm waren, wird an dieser Stelle jedoch eher der Fall eintreten, dass die Räume zu warm sind. Wenn alle oder einige Räume bei gleichen Außentemperaturen zu kalt waren, dann sollte ebenso wie bei zu warmen Räumen die Heizkurve angepasst werden. Um die Heizkurve anpassen zu können, ist es erforderlich zu verstehen, was die Kennlinie bedeutet.

Die Heizkennlinie sorgt für eine Anpassung der Vorlauftemperatur an den Wärmebedarf des Hauses. Damit die Heizung das leisten kann, sind eine Regelung und ein Außentemperaturfühler vorhanden. Wenn das Heizungssystem mehrere Heizkreise hat, z. B. eine Fußbodenheizung und Heizkörper, gibt es je Heizkreis eine Kurve. Wenn kein Außenfühler oder keine Regelung vorhanden sind, dann sollten Sie dringend die Heizung erneuern.

Zur Heizkennline: Die Heizkennlinie beschreibt die Abhängigkeit von Außentemperatur zur Vorlauftemperatur. Wie die optimale Kurve aussieht, hängt von dem Heizsystem und dem Gebäude ab. Es gilt: Je besser das Haus gedämmt ist, desto flacher ist die Kurve. Auch bei einer Flächenheizung (Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung) ist die Kurve flach (Neigung 0,2 – 0,8).

Je nach Heizungsregelung ergeben sich die erforderlichen Bedienschritte; hierzu ist die Nutzung der Bedienungsanleitung erforderlich.

Bei der Einstellung der Heizkurve gibt es je nach Hersteller verschiedene Begriffe. Bei Bosch (Junkers, Buderus …) findet man z. B. folgende Begriffe: Auslegungstemperatur, Endpunkt, Fußpunkt.

Die Auslegungstemperatur ist die Vorlauftemperatur bei Normaußentemperatur. Die Normaußentemperatur ist je nach Lage unterschiedlich. Die Temperatur ergibt sich aus der DIN EN 12831. Der Heizlastrechner des bwp (Bundesverband Wärmepumpe e.V.) wirft die Normaußentemperatur mit aus, z. B. in Hamburg mit -9,3 °C. Der Wert für die Norm-Außentemperatur kann ebenfalls bei der Klimakarte des bwp abgerufen werden.

Der Endpunkt ist hier die Vorlauftemperatur, die bei der minimalen Außentemperatur erreicht wird.

Der Fußpunkt ist der Anfangspunkt der Heizkurve, die Vorlauftemperatur bei maximaler Außentemperatur, bei der geheizt wird.

Zu den Einstellungen:

Bei dauerhaft zu niedriger Temperatur muss das Niveau erhöht werden. Also Endpunkt und Fußpunkt erhöhen!

Ist die Raumtemperatur an kalten Tagen zu niedrig, muss die Neigung erhöht werden, dies entspricht der Erhöhung des Endpunktes.

Ist die Raumtemperatur in der Übergangszeit zu niedrig und an kalten Tagen in Ordnung, müssen das Niveau erhöht und die Neigung gesenkt werden. Also: Endpunkt senken und Fußpunkt erhöhen!

Ist die Raumtemperatur in der Übergangszeit zu hoch und an kalten Tagen in Ordnung, müssen das Niveau gesenkt und die Steilheit erhöht werden. Also: Endpunkt erhöhen und Fußpunkt niedriger einstellen!

Viel Erfolg bei der Optimierung Ihres Heizsystems!

Quellen:

http://www.bosy-online.de/

Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. und BWP Marketing & Service GmbH

Bosch Thermotechnik GmbH

BMWK https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/einsparpotenziale-aus-der-optimierung-von-heizungsanlagen-in-wohngebaeuden.html